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Bioenergie 3 in 1 – Heizung, Sparen und Gesundheit!

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Was haben Wäscheleinen voll weißer Wäsche und der Einsatz von erneuerbaren Energien miteinander zu tun? Die Bürger von Priboj können diese Frage beantworten.

Holzhaufen
EZBioenergie © Deutsche Botschaft

Was haben Wäscheleinen voll weißer Wäsche und der Einsatz von erneuerbaren Energien miteinander zu tun? Die Bürger von Priboj können diese Frage beantworten –besonders diejenigen, die in der Nähe des Fernheizwerks leben, das durch den Einbau von drei mit Biomasse bzw. Pellets betriebenen Kesseln modernisiert wurde. Sie konnten sich selbst davon überzeugen.

Die Erfahrungen der Länder der Europäischen Union zeigen, dass die nachhaltige Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung nicht nur möglich ist, sondern sich zugleich positiv auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirkt. Diese Botschaft – die im Rahmen des Programms „Entwicklung eines nachhaltigen Bioenergiemarktes“ im Namen der Bundesrepublik Deutschland seit 2015 in Serbien von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) verbreitet wird – hat sich die Kommunalverwaltung der Gemeinde Priboj zu Herzen genommen.

Wenngleich die Gemeinde zu den ärmsten Serbiens zählt, hat Priboj 122.000 Euro aus dem eigenen Budget in die Rekonstruktion der Heizanlage der Grundschule „Branko Radičević“ investiert und drei mit Pellets betriebene Kessel eingebaut, nachdem zuvor die GIZ die Gemeinde bei den vorbereitenden Arbeiten und der Analyse fachlich unterstützt hatte. Es geht um eine Fernheizanlage in der Altstadt, die 4.000 Quadratmeter öffentliche Fläche beheizt: die Schule, den Kindergarten, das Kulturzentrum und das Rathaus.

Fragt man Saša Vasilić, den stellvertretenden Bürgermeister dieser Gemeinde am Länderdreieck von Serbien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina, nach dem Warum, schaut er fast ungläubig. Ähnlich reagiert er auch auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit der Umstellung.

„Die Kostenersparnis liegt auf der Hand – zwar sind die Heizkosten höher als bei Kohle, aber niedriger als bei Heizöl. Das höchste Gute ist jedoch in jedem Fall die Gesundheit unserer Mitbürger. Das ist die Grundidee – ein ökologisch sauberer Brennstoff und Versorgungssicherheit bei der Wärmeversorgung. Die Investition von Haushaltsgeldern in eine saubere Umwelt sollte zu den primären Aufgaben jeder Gemeinde gehören“, argumentiert Vasilić und liefert eine anschauliche Erklärung: „Die Bürger, die in der Nähe der Anlagen leben, freuen sich, wenn die Wäsche auf der Leine sauber bleibt.“

Mann vor einem Plakat
EZBioenergie2 © Deutsche Botschaft

Wer in der Stadt lebt und die Wäsche draußen zum Trocknen aufhängt, weiß sofort, was Vasilić meint. Seinen Ausführungen kann man indirekt entnehmen, dass die verminderte Luftverschmutzung nicht der einzige Vorteil war, den die Gemeinde Priboj mit diesem Entschluss verfolgte. „Das Fernheizwerk verbraucht während der Heizsaison rund 200 Tonnen Pellets, wobei die Holzpresslinge aus dem Umkreis der Gemeinde Priboj stammen. Wir schaffen somit auch grüne Arbeitsplätze und hoffen, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzt“, sagt Vasilić.Diesen Standpunkt teilt auch Miloš Radojević, Senior-Umweltberater der Regionalen Entwicklungsagentur Zlatibor: „Die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung beeinflusst positiv die Entwicklung des Holzbiomassemarktes, schafft neue Arbeitsplätze und lässt ganze Wertschöpfungsketten entstehen, angefangen vom Einsammeln über den Transport bis hin zur Vorbereitung für die Verheizung. Außerdem wird auf diese Weise der Mittelabfluss aus der Region verhindert, zu dem es bei der Beschaffung von fossilen Brennstoffen wie Heizöl, Kohle und Gas kommt. Die Mittel bleiben in der Gemeinde und sind außerdem in der regionalen Wirtschaft in Umlauf“, sagt Radojević und erklärt, dass durch adäquates und nachhaltiges Management und die Nutzung von Holzbiomasse öffentliche Verkehrsflächen, Flussläufe und -ufer, Brachfelder und ungenutzte Flurflächen bereinigt werden könnten sowie der Holzabfall und das überschüssige Holz aus dem Bauwesen, das zurzeit nicht vorschriftsgemäß entsorgt und gelagert wird, genutzt . „Kurz gesagt, wir könnten die Region in Schuss bringen“, sagt Radojević.

Die Regionale Entwicklungsagentur Zlatibor, die Miloš Radojević vertritt, ist an dem zweijährigen Projekt „BioEn – Förderung nachhaltiger Nutzung von Bioenergie im Gebiet Zlatibor“ beteiligt. Bislang wurden im Rahmen dieses Projekts nicht nur zahlreiche Unterlagen und Publikationen veröffentlicht und wirtschaftlich-technische Analysen durchgeführt, es wurden auch 119 Treffen mit über 2.090 Teilnehmern organisiert. Zu den Aktivitäten zählen weiterhin Schulungen zur effizienten Nutzung von Holz in mit Holz beheizten Haushalten. Optimistisch und vom langfristigen Erfolg der Umstellung auf erneuerbare Energien fest überzeugt, gibt Radojević allerdings zu, dass man hier am deutlichsten die Herausforderungen sieht, vor denen diese Initiative in Serbien steht: „In den Einzelhaushalten werden zwischen 10 und 20 Prozent mehr Holz verheizt als notwendig wäre, da das Holz feucht verheizt wird. Diese Masse an Holz, die heute vergeudet wird, könnte der Rohstoff zur Wärmegewinnung in einer der Heizanlagen sein, die mehrere Tausend Wohnungen beheizen und zum jetzigen Zeitpunkt mit Heizöl betrieben werden.“ Lächelnd fügt er hinter vorgehaltener Hand hinzu: „Sie wissen ja selbst, wie das ist – es ist sehr schwer, einen Hausherrn und seine Familie, die seit Jahrhunderten mit Holz heizen, davon zu überzeugen, dass Sie als Stadtmensch mehr wissen.“ Das größte Interesse an der Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung zeigen bislang, so Radojević, die Kommunalverwaltungen im Bereich Fernwärme. Hier liegt nach seinen Angaben auch der größte Nutzen, sowohl finanziell als auch in ökologischer Hinsicht. Bereitschaft zur Umstellung auf Biomasse zeigten in dieser Region auch die Gemeinden Bajina Bašta, Nova Varoš und Prijepolje. Priboj ist allerdings bislang die einzige Gemeinde, die auf diesem Gebiet einen konkreten, praktischen Schritt nach vorn gemacht hat.

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