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Für die effektive Nutzung staatlicher Agrarflächen in den serbischen Gemeinden bedeutet die Einführung eines webbasierten geographischen IT-Systems dasselbe, wie einst der Wechsel vom Waschbottich zur Waschmaschine.

Finger zeigen auf Computerbildschirm
Karte © Deutsche Botschaft

Für die effektive Nutzung staatlicher Agrarflächen in den serbischen Gemeinden bedeutet die Einführung eines webbasierten geographischen IT-Systems dasselbe, wie einst der Wechsel vom Waschbottich zur Waschmaschine.

Die weite Ebene der Wojwodina ist über die Grenzen des Landes hinaus bekannt für ihre Fruchtbarkeit. Witzbolde behaupten, dass dort, wo vor Urzeiten das Pannonische Meer lag, Vorsicht geboten sei, wenn man etwas wegwerfe, da es sicherlich einige Monate später Früchte tragen werde. Aber der Erfolg eines Landes auf dem Gebiet der Landwirtschaft hängt seit langem nicht mehr hauptsächlich von Fruchtbarkeit und Wetter ab, sondern vielmehr davon, wie die Landwirte selbst ihre Arbeit organisieren und wie Staat und Kommune dabei unterstützen und u.a. die Nutzung staatlicher Agrarflächen managen. Bleibt

das aus, sind die negativen Folgen vielfältig, aber bedeuten letztlich nur eins – Ebbe in der Haushaltskasse und somit kein Geld für weitere Investitionen.

Ortsschild
Schild © Deutsche Botschaft

„Das Gebiet der Gemeinde Beočin erstreckt sich über 186 Quadratkilometer, der Anteil an landwirtschaftlichen Flächen beträgt ca. 8.000 Hektar. Rund 1.720 Hektar davon sind staatliche Agrarflächen, wobei zwischen 600 und 700 Hektar Land tatsächlich für die Landwirtschaft genutzt werden können. Die Flurstücke werden öffentlich zur Verpachtung ausgeschrieben. Die Gemeinde ist verpflichtet, mindestens zwei Mal jährlich solche Ausschreibungen durchzuführen“, erklärt Jelena Paščan, Leiterin der Agentur für lokale wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Beočin. Sie erklärt des Weiteren, wie diese Prozedur früher ablief: „Um die Ausschreibung abwickeln zu können, benötigen wir die Daten der zur Verpachtung ausgeschriebenen Agrarflächen. Die Erhebung der Daten aus den Listen des Landwirtschaftsministeriums bzw. des Landesvermessungsamts der Republik war früher mit sehr viel Mühe verbunden und keinesfalls effizient, da die Excel-Tabellen nur Angaben zu Zahl und Größe der Flurstücke enthielten. Wir mussten uns einiges einfallen lassen, um unserer Aufgabe gerecht zu werden, sind rausgefahren zu den Flurstücken und haben die Karten des Landesvermessungsamtes zu Rate gezogen. Ich habe zum Beispiel einen Kollegen gebeten, eine Karte mit den eingezeichneten Flurstücken anzufertigen, um mir und den Pächtern das Verfahren zu erleichtern. Mein ganzes Büro war vollgestopft mit diesen unhandlichen Papieren und noch immer war es kompliziert herauszufinden, wo was liegt. Und selbst dann konnte ich nicht alle Flurstücke zeigen!“

Die Gemeinde Beočin ist eine von sieben Gemeinden, die 2014 an einem Programm teilnahm, dass ein webbasiertes geographisches IT-Systems zur Steuerung von staatlichen Agrarflächenpilotiert. In den ersten beiden Jahren nach Einführung des Pilotprojekts wurden entsprechende Programmierungen erstellt, die praktische Anwendung des Systems getestet und schließlich die Daten eingespeist. „Wir haben 2015 das Programm als erste Gemeinde getestet, 2017 waren wir dann die ersten, die das System angewendet haben“, sagt unsere Gesprächspartnerin und fügt hinzu: „Dank dem neuen System verfügen wir jetzt über eine App mit graphischer Darstellung aller in unserer Gemeinde zur Verpachtung ausgeschriebenen staatlichen Agrarflächen. Somit ist alles viel einfacher und effizienter. Die App enthält auch Angaben über Lage, Beschaffenheit und Struktur des Grundstücks, Daten über die zuständige Katastergemeinde, die Entfernung zur Straße oder zur nächsten Bewässerungsanlage, ob sie derzeit genutzt wird und wie … Das bedeutet in der Praxis, dass jeder potentielle Pächter zu uns kommen kann, um im Vorfeld zu klären, welches zur Pacht ausgeschriebene Flurstück für ihn das richtige ist. Die Reaktionen sind bis jetzt sehr gut, die potentiellen Pächter sind sehr zufrieden mit den Veränderungen.“

Jelena Pašćan am Computer
Jelena Pašćan © Deutsche Botschaft

Das neue geographische IT-System ermöglicht sowohl die Zusammenlegung bestimmter öffentlich ausgeschriebener Flurstücke als auch eine rasche Aktualisierung der jeweiligen Grundstücksdaten. „Früher konnte es geschehen, dass ein bestimmtes Flurstück, für das sich ein Interessent gemeldet hatte, in unseren Listen nicht auffindbar war, und dann stellte sich nach langwierigem Suchen heraus, dass es bereits verpachtet war. Nun können wir dank dem neuen IT-System alle Angaben einsehen, auch Daten über bereits verpachtete Flurstücke. Wenn ein Grundstück zwischenzeitlich zum Gegenstand eines Restitutions- oder Gerichtsverfahrens wurde, können wir diese Information den Ausschreibungsunterlagen beifügen, die auch die Kollegen vom Landwirtschaftsministerium einsehen können“, erklärt Jelena Paščan. Sie fügt hinzu, dass die Zusammenlegung mehrerer Flurstücke besonders wichtig sei, da es eine optimale Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche ermögliche.

Das Interesse an der Pacht von staatlichem Agrarland in Beočin ist in den vergangenen Jahren gestiegen, sagt unsere Gesprächspartnerin. Bei der letzten Ausschreibung im Oktober dieses Jahres, bei der erstmalig das geographische IT-System eingesetzt wurde, konnte die Hälfte der zur Pacht ausgeschriebenen staatlichen Agrarfläche von 514 Hektar verpachtet werden. Früher lag der Anteil bei ca. 20 Prozent. „Die Einführung dieses Systems trägt zu einer effektiveren Nutzung des staatlichen Agrarlandes bei, da wir jetzt viel schneller ein optimales Angebot zur Ausschreibung zusammenstellen können. Zudem haben potentielle Pächter nun die Möglichkeit, Beschaffenheit und Lage des Flurstücks mit eigenen Augen zu sehen, alle erforderlichen Daten zu erhalten und eventuell für Flurstücke mitzubieten, die ihnen zuvor überhaupt nicht interessant erschienen. Wenn ich jemandem erkläre, was das neue System für uns bedeutet, verwende ich gern ein Bild: es ist, als hätten wir eine Waschmaschine bekommen, nachdem wir jahrelang die Wäsche mühsam im Bottich gewaschen haben“, sagt Jelena Paščan.

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