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Man kann nicht nur aussäen und zum lieben Gott beten, sondern muss sich auch absichern!

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Stevan Grujić, Ackerbauer aus dem Dorf Nadalj in der Wojwodina, kämpft mit Erfolg gegen die Widrigkeiten des Ackerbaus – dabei nutzt er auch einen „Agroprotekt Kredit“.

Mann sitzt vor dem Haus
Dorf © Deutsche Botschaft

Stevan Grujić, Ackerbauer aus dem Dorf Nadalj in der Wojwodina, kämpft mit Erfolg gegen die Widrigkeiten des Ackerbaus – dabei nutzt er auch einen „Agroprotekt Kredit“. Dieser Kredit schließt eine Ernteabsicherung ein. Entwickelt worden ist er im Rahmen der Deutsch-Serbischen Entwicklungszusammenarbeit durch die „Banca Intesa“, den Versicherungsträger „Generali Versicherung Serbien“ und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im Auftrag der deutschen Bundesregierung.

„Es ist weder gut, nur darauf zu bauen, was der Boden hergibt, noch ein sogenannter On-off-Landwirt zu sein, also jemand, der einfach nur Gemüse für den Weiterverkauf ankauft, eben handelt …“, stellt gleich zu Beginn unseres Gespräch Stevan Grujić fest. Auf den ersten Blick entspricht er nicht dem Bild des typischen Landwirts, wie ihn sich Menschen vorstellen, die bisher wenig Gelegenheit hatten, mit ihren Schuhen in der dunklen fruchtbaren Erde der Wojwodina zu versinken.

Mann im Traktor
Traktorfahrer © Deutsche Botschaft

Während er von seinem Traktor steigt und Freunden kurz ein paar Anweisungen gibt, wie die soeben angefahrenen Stühle und Tische für das große Hauspatronsfest aufgestellt werden sollen, macht unser Gesprächspartner einen sichtlich zufriedenen Eindruck. „Der Weizen ist ausgesät, das Feld für den Winter bestellt, die Maschinen sind im Schuppen. Jetzt werden Schweine geschlachtet, wir bereiten die Grieben vor und tauschen uns darüber aus, wer dieses Jahr wieviel Verlust oder Gewinn gemacht hat“, merkt Stevan lachend an, während wir uns augenblicklich in sein Haus und den Hof verlieben, den wir soeben betreten. Den Hof habe er geerbt, sagt er, und dann mit viel Liebe zum Detail wieder hergerichtet. Nach einiger Zeit tauschen wir die besinnliche Ruhe seines Hofes gegen die Geschäftigkeit seines Büros, das sich inmitten von Landmaschinen und Kornspeichern befindet, und lauschen gebannt seinen eloquenten Ausführungen. „Schon als kleiner Junge habe ich mich mit Landwirtschaft beschäftigt, d.h. mit Ackerbau, zusammen mit meinem Vater, und habe Spaß daran gefunden. Auch dieser hatte einst mit seinem Vater begonnen. Nach dem Abitur kam ich zurück auf den Hof und begann, Ackerbau zu betreiben. Ich habe schnell begriffen, dass es nicht ausreicht, einfach nur ein bisschen Samen auszustreuen und dann auf den lieben Gott zu hoffen! Vielmehr musst du mehrere Dinge gleichzeitig machen, und dich absichern, hin und wieder einen Kredit aufnehmen, um es zu etwas zu bringen. Und dann kommt so ein Jahr wie dieses, das aufgrund der Trockenheit katastrophal war. Im Vorjahr haben wir von unserem 50 Hektar großen Sojafeld 150 Tonnen eingefahren. Das war ordentlich. Dieses Jahr sind es nur 30 Tonnen von der gleichen Fläche! So ist Landwirtschaft! Technisch bist du im Minus, aber du hast noch etwas auf der hohen Kante vom Vorjahr, behilfst dir mit einem Kredit und kannst einen Teil der Ware erhalten. Deswegen zahlt sich Ackerbau immer erst nach drei Jahren aus.

Häuser im Dorf
Dorfhaus © Deutsche Botschaft

Ich habe 32 Hektar Land, das mir gehört. Zusätzlich pachte ich noch und säe meistens auf rund 150 Hektar aus. Im Wesentlichen Weizen, Mais und Soja. Unter dem Dach von “Agro Grujić„, das wie eine Kooperationsgenossenschaft funktioniert, finanzieren wir Zulieferer und kaufen auch landwirtschaftliche Erzeugnisse für den Weiterverkauf auf. Darüber hinaus haben wir einen 500-Tonnen-Silo für die Lagerung, den ich zunächst für den Eigenbedarf errichtet habe, damit ich nicht gleich verkaufen muss, sobald die Ernte eingefahren ist, sondern auf bessere Preise warten kann, um mein eigener Herr zu sein. Früher habe ich selten Kredite für den Ackerbau aufgenommen. Als ich das Silo baute, habe ich einen kleineren Betrag geliehen. Eine Versicherung hingegen habe ich immer abgeschlossen, weil ich ja Pachtland habe. Da muss ich mich absichern, damit mir der Hagel nicht alles platt macht. Mit der Versicherung kann ich wenigstens die Pacht abdecken, um nicht komplett Verlust zu erleiden. Als mir die Banca Intesa den Agroprotekt-Kredit anbot, hab ich gesehen, dass er günstig ist. Im Grunde ist der Zins durch die Gratis-Versicherung abgedeckt, die ich ohnehin zahlen müsste. Entscheidend für den Kredit aber war, dass es sich eher lohnt, Repromaterial, Dünger und Saatmaterial zu kaufen, als dies auf Pump gestellt zu bekommen. Saatmaterial auf Pump gestellt zu bekommen, heißt, dass man es am Ende zurückgeben muss. So hingegen habe ich ein fertiges Erzeugnis und kann alles, was ich erzeugt habe, auch verkaufen und das Geld zurückzahlen.

Mann
Dorf © Deutsche Botschaft

Die Arbeit ist nicht leicht, aber ich habe nicht vor, künftig etwas anderes zu machen. Wir können das Geschäft erweitern oder uns auf etwas spezialisieren, um größeren Gewinn zu machen. Wir könnten uns zum Beispiel umorientieren auf Obst- oder Weinanbau, um sicher zu sein wegen der ständigen Preisschwankungen. Genau darauf bestehen mein Sohn und meine Tochter. Die wollen Himbeeren und Haselnüsse anbauen. Mein Sohn wird hoffentlich den Familienbetrieb übernehmen. Er studiert derzeit im 3. Jahr an der Fakultät für Landwirtschaft, aber wenn er zu Hause ist, arbeitet er mit auf dem Hof. Die Tochter ist im letzten Semester an der Technischen Fakultät, sie hat sich für etwas entschieden, was nicht so viel mit unserem Familienbetrieb zu tun hat, aber auch sie interessiert sich dafür.“ Langsam sinkt die Nacht hernieder auf Nadalj. Wir überlassen diese typisch wojwodinischen Gefilde ihrem Winterschlaf, zumindest bis Februar-März, wenn die Vorbereitungen für den Weizen anlaufen. Die eigentliche Arbeit beginnt dann erst im April-Mai, wenn die Aussaat beginnt. Im Juli fahren die Maschinen wieder raus aufs Feld und holen die Weizenernte ein und Ende August – Anfang September ist noch die Soja- und Maisernte dran. In der Zwischenzeit folgt ein Hauspatronsfest dem nächsten, werden die köstlichen Grieben probiert und wird neben dem Plan für die Feste auch der Business-Plan erstellt, so zumindest hält es Bauer Grujić. Auch im nächsten Jahr wird dieser Plan aller Voraussicht nach, nun schon zum dritten Mal, einen Agroprotekt-Kredit enthalten, mit dem unser Gesprächspartner, wie er selbst sagt, sehr zufrieden ist.

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