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„Das Amt und die Vergangenheit“
Der Bundesaußenminister im Kreis der Historikerkommission, © Phtothek/Köhler
Das Auswärtige Amt war tief in die Verbrechen des „Dritten Reiches“ verstrickt. Dies zeigt der Bericht der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Rolle des Auswärtigen Dienstes während der NS-Diktatur und des Umgangs mit dieser Vergangenheit nach der Wiedergründung des Auswärtigen Amts 1951.
Das Auswärtige Amt war tief in die Verbrechen des „Dritten Reiches“ verstrickt. Dies zeigt der Bericht der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Rolle des Auswärtigen Dienstes während der NS-Diktatur und des Umgangs mit dieser Vergangenheit nach der Wiedergründung des Auswärtigen Amts 1951.
Am 28. Oktober übergab die Historikerkommission ihre Studie an Bundesaußenminister Westerwelle im Rahmen einer Veranstaltung im Auswärtigen Amt. Minister Westerwelle zeigte sich in seiner Rede überzeugt: „Dies ist ein notwendiges Buch“.
Diskussion um Diplomatie und NS-Diktatur neu angeregt
Die Studie werde aus dem Selbstverständnis des Auswärtigen Amts und der deutschen Diplomaten künftig nicht mehr wegzudenken sein. Sie werde dazu beitragen, die Debatte um den Auswärtigen Dienst während der NS-Zeit und um die Wirkung dieser Vergangenheit nach dem Krieg neu zu beleben.
„Zuende ist die Debatte längst nicht“, so der Außenminister. Prof. Eckhart Conze, Mitglied der Historikerkommision, betonte, es gehe nicht nur um das Auswärtige Amt, sondern um die Geschichte Deutschlands und seiner Eliten im 20. Jahrhundert.
„Das Unfassbare war Realität“
Westerwelle betonte, die Studie habe „eindrücklich und schockierend“ zutage gefördert, dass das Auswärtige Amt ein aktiver Teil der verbrecherischen Politik des „Dritten Reiches“ gewesen sei:
„Das auswärtige Amt war unmittelbar in die Gewaltpolitik des Naziregimes eingebunden und frühzeitig über die verbrecherischen Methoden der deutschen Kriegsführung informiert. An der systematischen Vernichtung der europäischen Juden war es mit administrativer Kälte beteiligt.“
Nur wenige Mitarbeiter hätten sich für einen anderen Weg entschieden, darunter Diplomaten wie Georg Ferdinand Duckwitz, der für seinen Einsatz zur Rettung der dänischen Juden in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wird, oder Gerhard Feine, der als Botschaftsrat in Budapest half, tausende ungarische Juden zu retten. Solche Beispiele seien heute „Vorbilder für den Auswärtigen Dienst“.
Wiederaufbau nach 1951
Minister Westerwelle erinnerte daran, dass es schon kurz nach der Wiedergründung des Auswärtigen Amts 1951 eine Debatte um die Übernahme von Mitarbeitern aus dem alten diplomatischen Dienst gegeben habe. In dieser Anfangsphase war etwa jeder Fünfte im Höheren Dienst ein Verfolgter des Nazi-Regimes. Mehr als doppelt so hoch, so der Minister, sei jedoch der Anteil der ehemaligen NSDAP-Mitglieder mit rund 40 Prozent gewesen.
Die richtigen Konsequenzen ziehen
Durch diese personelle Kontinuität habe sich ein Selbstbild entwickelt, wonach das Auswärtige Amt „ein Hort des hinhaltenden, letztlich vergeblichen Widerstands gegen das Unrechtsregime“ gewesen sei. Dieses Selbstbild habe sich erst durch die Forschungen Christopher Brownings 1978 und anderer Autoren gewandelt.
Aus der Studie ergeben sich viele aktuelle und praktische Fragen, etwa über die Erinnerungskultur und die Nachrufpraxis im Auswärtigen Amt. Für den Bundesaußenminister ist ganz klar: „Nazis werden nicht geehrt.“ Gleichzeitig sei es eine Frage der Pietät, dass man verstorbener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auswärtigen Amts „würdigend gedenkt“, die sich nie etwas haben zu schulden kommen lassen und die ihr Berufsleben lang für Deutschland gearbeitet haben.
In Zweifelsfällen werde das Auswärtige Amt im Lichte der Ergebnisse der Historikerkommission externen Sachverstand hinzuziehen. Der Minister hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Staatssekretär Peter Ammon eingesetzt, die sich solcher Fragen unverzüglich annehmen wird.
In seiner Erinnerungskultur müsse sich das Auswärtige Amt künftig stärker denen widmen, die „als Verfolgte, Widerständler, Emigranten und Quereinsteiger nach 1949 den neuen Dienst mit aufgebaut haben“.
Appell an junge Diplomatengeneration
Westerwelle erinnerte auch daran, dass der Auswärtige Dienst in den letzten Jahrzehnten „entscheidend zum Ansehen der Bundesrepubik Deutschland als eines friedlichen, offenen und demokratische Landes“ beigetragen habe: „Auch dies gehört zur Geschichte des Hauses und seiner Angehörigen.“
Ein besonderes Anliegen war dem Minister die Teilnahme jüngerer Kolleginnen und Kollegen aus den Ausbildungslehrgängen. An sie gerichtet sagte er, die Geschichte des Hauses müsse man kennen, „auch in ihren dunkelsten Kapiteln“, um für die Zukunft zu lernen. Er kündigte an, dass die Studie „Das Amt und seine Vergangenheit“ zum festen Bestandteil der Ausbildung deutscher Diplomaten werde.