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Südostasien: Im Herzen des Indo-Pazifiks
Megastädte, wirtschaftlicher Aufschwung, aber auch der Umgang mit Ressourcenmangel und dem Klimawandel: die Region Südostasien, Heimat für mehr als 650 Millionen Menschen, entwickelt sich rasant, steht aber auch vor großen Herausforderungen.
Ihr Umgang mit den zentralen globalen Fragen des Klimawandels, der Urbanisierung, der Bewältigung der Pandemiefolgen, aber auch mit den zunehmend in der Region spürbaren geopolitischen Spannungen, werden die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert entscheidend prägen.
Dynamische Entwicklung: Urbanisierung und Wirtschaftswachstum
Südostasien zählt zu den dynamischsten Regionen der Welt. Vor der Covid19-Pandemie wuchsen die Volkswirtschaften der Region beständig zumeist mit Raten von über 5%. Vieles deutet daraufhin, dass sie daran auch wieder anknüpfen werden können. Mit steigenden Bevölkerungszahlen wachsen auch die Städte: schon jetzt ist die indonesische Hauptstadt Jakarta mit 35 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Metropolregion der Welt. Die Region ist kulturell und religiös extrem vielfältig, es leben dort Muslime und Buddhisten, ebenso wie Hindus, Christen und Anhänger weiterer Religionen.
Regionale Kooperation
Das außen- und sicherheitspolitische Gewicht der Staaten, die sich in der Regionalorganisation ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) zusammengeschlossen haben, ist gewachsen. Der 1967 gegründete Verbund ist heute die wirkungsvollste multilaterale Struktur im Indo-Pazifik und umfasst inzwischen zehn Staaten Südostasiens. Die Mitgliedstaaten bekennen sich zu friedlicher Konfliktbeilegung und zu einem regelbasierten, multilateralen System der internationalen Kooperation. Die Bundesregierung hat sich in ihren Leitlinien zum Indo-Pazifik von 2020 zum Ziel gesetzt, zu einer Stärkung der Handlungsfähigkeit ASEANs beizutragen. Deutschland ist seit 2017 Entwicklungspartner von ASEAN und hat mit seinem 2020 vollzogenen Beitritt zum Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit in Südostasien von 1967 den Grundstein für eine vertiefte Zusammenarbeit auch im sicherheitspolitischen Bereich gelegt.
Die Errichtung der ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft (ASEAN Economic Community, AEC) in 2015 stellte einen Meilenstein in der Entwicklung dar, die zu einer zunehmenden Integration der ASEAN-Märkte beiträgt. Alle ASEAN-Staaten haben sich zudem im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens verpflichtet, ihren Treibhausgasausstoß zu verringern.
Im Rahmen seiner Entwicklungspartnerschaft mit ASEAN pflegt Deutschland eine enge Zusammenarbeit im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, wirtschaftliche Integration und berufliche Bildung. Desweiteren unterstützt die Bundesrepublik das ASEAN Sekretariat sowie das ASEAN Coordinating Centre for Humanitarian Assistance (AHA Centre) mit Projekten im Bereich der Organisationsentwicklung. Die EU und ASEAN haben im Dezember 2020, unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft, die Aufwertung ihrer Beziehungen zu einer strategischen Partnerschaft beschlossen.
Herausforderungen: Klimawandel und natürliche Ressourcen
Das schnelle Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum führt zu einer hohen Beanspruchung natürlicher Ressourcen, vor allem zur Deckung des wachsenden Energie- und Rohstoffbedarfs. So wird bis 2040 ein Anstieg des Energiebedarfs um 60 Prozent prognostiziert. Zugleich gehört Südostasien zu den Weltregionen, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. In den letzten Jahren hat sich auch in Südostasien ein wachsendes Bewusstsein für die Herausforderungen des Klimawandels entwickelt, zusammen mit einem selbstbewussteren Auftreten gegenüber den Industrieländern, von denen man Unterstützung für eine faire Lastenteilung einfordert.
Deutsches Engagement in der Region
Deutschland ist in allen Ländern Südostasiens – mit Ausnahme von Timor Leste - mit Botschaften und teils Generalkonsulaten vertreten, auch Auslandshandelskammern existieren in einigen Ländern. Die Bundesregierung legt in ihrer Kooperation den Schwerpunkt auf wichtige Zukunftsthemen, wie z.B. der Förderung erneuerbarer Energien, dem Klimawandel und Umweltschutz, aber auch auf sicherheitspolitische und maritime Zusammenarbeit zur Aufrechterhaltung der regelbasierten internationalen Ordnung. Hinzu kommen Projekte im Bereichen der guten Regierungsführung (Demokratie- und Rechtsstaatlichkeit, Friedenssicherung und friedliche Konfliktbeilegung) und der beruflichen Bildung.
Das Sultanat Brunei ist nach dem Stadtstaat Singapur das kleinste Land Südostasiens. Aufgrund seines Ressourcenreichtums stehen wirtschaftspolitische Beziehungen sowie die Zusammenarbeit im Rahmen der Regionalorganisation ASEAN im Vordergrund der Beziehungen.
Indonesien ist das weltweit größte Inselarchipel und das bevölkerungsreichste sowie wirtschaftsstärkste Land in Südostasien, außerdem die drittgrößte Demokratie der Welt und das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Indonesien pflegt enge Beziehungen zu Deutschland; beide Länder sind seit 2012 durch eine strategische Partnerschaft verbunden. 2022 markiert das 70-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten. Im Rahmen einer globalen Entwicklungspartnerschaft sind die Energiewende, der Klimawandel, grüne Infrastruktur und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, sowie berufliche Bildung und Urbanisierung die wichtigsten Themen der bilateralen Zusammenarbeit. Die EU und Indonesien verhandeln über ein Freihandelsabkommen.
Kambodscha ist eines der Schwerpunktländer deutscher Entwicklungszusammenarbeit in Südostasien und hat 2022 den Vorsitz in der Regionalorganisation ASEAN inne. Seit den Parlamentswahlen 2018 steht immer wieder die Lage der Opposition und von Menschenrechtsgruppen im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Auch in Laos werden besondere Akzente in der Zusammenarbeit, insbesondere in den Bereichen ländliche Entwicklung, wirtschaftliche Integration in ASEAN sowie Klima- und Umweltschutz gesetzt. Zudem engagiert sich Deutschland verstärkt für den Kulturerhalt in Laos, zum Beispiel durch die Restaurierung von Wandmalereien und Tempeln.
Die Zusammenarbeit mit Malaysia, einem der wichtigsten Handelspartner unter den ASEAN-Staaten, ist besonders intensiv im wirtschaftlich-technologischen Bereich sowie beim akademischen Austausch. Viele deutsche Unternehmen schätzen Malaysia als regionale Produktions- und Vertriebsdrehscheibe und engagieren sich für den Ausbau der beruflichen Bildung im Land. Im Zentrum des außenpolitischen Interesses stehen die regionale Stabilitätspolitik Malaysias, die Rolle des Islam sowie Menschenrechtsthemen.
Nachdem Myanmar seit 2011 einen beachtlichen Demokratisierungsprozess durchlief, sind diese Fortschritte mit dem Militärputsch von Februar 2021 zunichtegemacht und das Land in eine tiefe politische und humanitäre Krise gestürzt worden. Die Bundesregierung hat den Putsch und die anhaltende brutale Repression durch die Militärs wiederholt verurteilt und zusammen mit den europäischen Partnern Sanktionen erlassen. Deutschland setzt sich zusammen mit seinen internationalen Partnern für eine politische Lösung der Krise in Myanmar ein. Dabei kommt den Bemühungen der ASEAN-Staaten und der Vereinten Nationen eine zentrale Rolle zu.
Die Bundesregierung arbeitet in den Philippinen intensiv zu Klimawandel, Schutz der Menschenrechte und Fachkräfteeinwanderung. Deutschland unterstützt außerdem den Bangsamoro-Friedensprozesses, leistet humanitäre Hilfe nach Naturkatastrophen, von denen das Land häufig betroffen ist, und verstetigt die maritime sicherheitspolitische Zusammenarbeit im Indo-Pazifik.
Mit dem Stadtstaat Singapur pflegt Deutschland seit dessen Gründung 1965 enge Beziehungen. Singapur ist einer der zentralen Handelspartner in Südostasien mit über 2100 dort tätigen deutschen Unternehmen, ein wichtiges Finanzzentrum und ein herausragender Partner in der Wissenschaft und Forschung. Seiner regionalen Bedeutung, seiner Stabilität und seinem Einsatz für die Regionalorganisation ASEAN trägt ein enger außen- und sicherheitspolitischer Dialog Rechnung.
Deutschland ist Thailand seit 160 Jahren durch diplomatische Beziehungen freundschaftlich verbunden. Thailand ist für Deutschland ein wichtiger Partner in Südostasien, sowohl in der Zusammenarbeit mit ASEAN als auch mit den Vereinten Nationen. Deutschland ist für Thailand wichtigster Handelspartner innerhalb der Europäischen Union, Thailand ist für Deutschland der drittgrößte Handelspartner unter den ASEAN-Staaten. Deutschland ist im Rahmen der internationalen Klimaschutzinitiative wichtigster bilateraler Klimapartner Thailands. Vor der Covid-19 Pandemie besuchten im Schnitt knapp 900.000 deutsche Touristen pro Jahr Thailand.
Seit 1975 bestehen diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam. Mit dem Beschluss der Kommunistischen Partei im Jahr 1986, das Land wirtschaftlich zu öffnen, begann das „vietnamesische Wirtschaftswunder“. Vietnam ist inzwischen der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Südostasien. Im Jahr 2011 vereinbarten beide Länder eine strategische Partnerschaft zur Stärkung der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen, zu der u.a. auch der deutsch-vietnamesische Rechtsstaatsdialog gehört. Eine wichtige Brücke zwischen Deutschland und Vietnam bilden die rund 165.000 Vietnamesen, die in Deutschland gearbeitet oder studiert haben. 2020 hat die EU mit Vietnam ein Freihandelsabkommen abgeschlossen.