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„Wo Kultur zerstört wird, stirbt Menschlichkeit“: Internationale Konferenz zum Schutz des Kulturerbes

Die antiken Stätten von Palmyra wurden von der Terrormiliz IS in weiten Teilen zerstört.

Die antiken Stätten von Palmyra wurden von der Terrormiliz IS in weiten Teilen zerstört., © Picture Alliance

16.11.2020 - Artikel

Wie kann das das Kulturerbe der Menschheit vor Zerstörung durch Klimawandel, Naturkatastrophen, illegalen Handel und bewaffnete Konflikte geschützt werden? Darüber beraten vom 16.-18.11. Expertinnen und Experten auf einer vom Auswärtigen Amt und Partnern organisierten Konferenz.

Kulturgüter weltweit schützen: Internationale Konferenz

Als die antiken Stätten von Palmyra oder die Buddhas von Bamyian durch Angriffe der Terrormiliz IS und der Taliban zerstört wurden, ging ein Aufschrei durch die Welt. Die Folgen bewaffneter Konflikte sind verheerend für das Kulturerbe der Welt, nicht nur in Syrien und Afghanistan. Für immer verloren gehen dabei nicht nur wertvolle Kulturgüter, sondern vor allem wichtige Erkenntnisquellen über Geschichte und Kultur der Menschheit.

Diese Verbrechen gegen das kulturelle Erbe sind Verbrechen an der Humanität. Denn: was einmal zerstört ist, kommt nicht zurück. Dort, wo Kultur zerstört wird, stirbt Menschlichkeit – und damit ein Stück von uns allen.

Dies betonte Außenminister Heiko Maas bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz zum Thema „Kulturerbe und Multilateralismus“, zu der das Auswärtige Amt in Partnerschaft mit der UNESCO, der EU-Kommission und dem Europarat vom 16.-18.11.2020 einlädt. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Kultur tauschen im virtuellen Rahmen ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus und beraten darüber, wie die Staatengemeinschaft vereint für den Schutz des Kulturerbes eintreten kann. Staatsministerin Müntefering spricht auf der Konferenz anlässlich der Feier des 50. Jubiläums des UNESCO-Übereinkommens von 1970.

Katastrophen, Klimawandel, illegaler Handel

Beirut: Nach der Explosion im Hafen überprüfen auf Denkmalschutz spezialisierte libanesische und deutsche Architekten die Schäden
Beirut: Nach der Explosion im Hafen überprüfen auf Denkmalschutz spezialisierte libanesische und deutsche Architekten die Schäden © Henning Burwitz, DAI

Nicht nur Verbrechen in bewaffneten Konflikten, auch Katastrophen gefährden Kulturstätten. 2019 gingen die Bilder der brennenden Notre-Dame de Paris um die Welt. 2018 wütete ein Feuer im Natur- und Völkerkundemuseum in Rio de Janeiro, das Gebäude brannte bis auf die Grundmauern aus, ein großer Teil der Exponate wurde zerstört.

Auch der Klimawandel stellt eine Gefahr für das Erbe der Menschheit dar. Weltweit steigt der Meeresspiegel, selbst bei einem moderaten Anstieg werden unzählige Kulturstätten des Mittelmeerraums - man denke nur an die Lagune von Venedig, aber auch Tyros im Libanon, das archäologische Ensemble von Tarragona in Spanien und Ephesus in der Türkei - akut gefährdet.

In vielen Ländern wird das kulturelle Erbe auch durch Raubgrabungen, Schmuggel, Diebstahl und Plünderungen immer wieder bedroht: Der IS finanzierte sich in den vergangenen Jahren auch über den illegalen Handel mit Kulturgütern. Neueste Studien zeigen, dass nur ein verschwindend geringer Teil des Kulturguts aus dem östlichen Mittelmeer legal in den Handel gelangt.

Kulturgut gemeinsam schützen

Auch um diese Themen geht es auch auf der mehrtägigen Konferenz. Klar ist: Der Schutz von Kulturgütern ist eine vordringliche Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft. Hilfe ist nur durch koordiniertes multilaterales Handeln möglich. Die Zusammenarbeit zeigt Erfolge: 2012 konnten die wertvollen Manuskripte der Bibliotheken von Timbuktu vor dem Versuch der Zerstörung durch radikal-islamische Milizen nach Bamako in Sicherheit gebracht werden. Zudem haben Deutschland und Irak 2015 eine gemeinsame UN-Resolution gegen die Zerstörung von Kulturgütern und gegen Terrorismusfinanzierung durch illegalen Handel initiiert.

Deutschland setzt sich für den Schutz von Kulturgütern ein

Auch über die Konferenz hinaus engagiert sich Deutschland weltweit, um Kulturgüter zu schützen. Im Katastrophenfall, zum Beispiel nach dem Brand im brasilianischen Museum, hat Deutschland finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe geleistet. Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts waren bei Beschädigungen von Kulturerbestätten wie zuletzt nach der Explosion im Hafen von Beirut umgehend vor Ort.

Zudem hat Deutschland entschieden, unter der Ägide des Deutschen Archäologischen Instituts einen KulturGutRetter-Mechanismus, vergleichbar einem „technischen Hilfswerk für bedrohte Kulturgüter“ aufzubauen. Er wird ein schnelles Eingreifen und Mobilisieren von Expertinnen und Experten mit entsprechender Technologie und dem Know-how des Katastrophenschutzes ermöglichen. Die ersten Grundlagen dafür sind gelegt.

Auch gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern hat Deutschland seine Maßnahmen mit dem Kulturgutschutzgesetz von 2016 deutlich verschärft. Wer Kulturgüter nach Deutschland einführt, muss nachweisen, dass sie legal aus dem Herkunftsstaat ausgeführt wurden.

Das vom Auswärtigen Amt geförderte Archaeological Heritage Network bündelt darüber hinaus vorhandene Kompetenzen in den Bereichen Denkmalpflege, Archäologie, Restaurierung, Wissenschaft und Forschung.

Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

Zum Weiterlesen:

Kulturerhaltprogramm des Auswärtigen Amts

KSGS​​​​​​​

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