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Entwicklungspolitische Zusammenarbeit

05.09.2019 - Artikel

Lateinamerika beherbergt die größte Fläche an tropischem Regenwald weltweit und über 40 Prozent der globalen Artenvielfalt. Bei der Lösung globaler Zukunftsfragen, um den Regenwald zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen, ist eine starke Kooperation mit Lateinamerika unerlässlich.

Kaffeeverabreitungszentrum einer indigenen Gemeinde der Kogi (Kolumbien), das durch Deutschland unterstützt wird (Archiv)
Kaffeeverabreitungszentrum einer indigenen Gemeinde der Kogi (Kolumbien), das durch Deutschland unterstützt wird (Archiv) © Photothek/Köhler

Lateinamerika ist ein Kontinent der sozialen Gegensätze und Ungleichheit. Fast 30 Prozent der Bevölkerung – rund 182 Millionen Menschen – leben in relativer Armut. Ganze Bevölkerungsteile bleiben nach wie vor vom Entwicklungsprozess ausgeschlossen, da es vielen Staaten noch nicht gelungen ist, die enorme Ungleichheit zu reduzieren und soziale Teilhabe zu organisieren. In einigen Ländern schaffen berufliche Perspektivlosigkeit für die Jugend und organisierte Kriminalität, aber auch Korruption und Straflosigkeit den Nährboden für Gewalt und damit auch für Flucht und Migration.

Gleichzeitig beherbergen Lateinamerika und die Karibik die größte Fläche tropischen Regenwaldes weltweit und über 40 Prozent der globalen Artenvielfalt. Für den Schutz des Regenwaldes und die globale Bekämpfung des Klimawandels ist eine starke Kooperation mit Lateinamerika und der Karibik unerlässlich. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit setzt auf zwei globale Themen: den Schutz globaler öffentlicher Güter, v.a. im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, sowie die Stärkung guter Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit, verbunden mit wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit engagiert sich seit über 50 Jahren erfolgreich in der Region und begleitet und unterstützt die Länder Lateinamerikas und der Karibik auf ihrem Weg zur nachhaltigen Entwicklung.

Deutschland fördert bilaterale Entwicklungsmaßnahmen in Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko und Peru. Mit Costa Rica, El Salvador, Nicaragua, Paraguay und der Karibik arbeitet die deutsche Entwicklungspolitik regional oder thematisch fokussiert zusammen.

Lateinamerika ist nicht mehr nur Empfänger von Entwicklungsgeldern. Zahlreiche lateinamerikanische Länder setzen bereits eigene Entwicklungsmaßnahmen in Drittländern um. Dreieckskooperationen zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Süd-Süd-Kooperation in Lateinamerika und der Karibik entwickelt das BMZ zu einem etablierten Instrument weiter.

Natürliche Ressourcen schützen und nachhaltig nutzen

Bauern bei Wiederaufforstung, El Salvador
Bauern bei Wiederaufforstung, El Salvador © GTZ / Richard Lord

Der lateinamerikanische Kontinent beheimatet weltweit die größte Fläche tropischen Regenwaldes. Als globale „Lunge“ bindet dieser durchschnittlich 660 Tonnen CO2 pro Hektar und leistet damit einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Gleichzeitig verfügt Lateinamerika über circa 30.000 Kilometer Meeresküste, an der über 13.000 Tier- und Pflanzenarten leben. Während in Brasilien der Schutz des Tropenwaldes eine wichtige Rolle spielt, unterstützt Deutschland in Zentralamerika die Schaffung eines Biokorridors, der von Mexiko bis nach Panama reicht. In Zusammenarbeit mit indigenen Organisationen fördert das BMZ die Stärkung nachhaltiger Wertschöpfungsketten aus der Waldbewirtschaftung.

Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen

Beim Klimaschutz unterstützt Deutschland seine Kooperationspartner dabei, die richtigen Weichen für eine gesicherte und saubere Energieversorgung zu stellen: Verbesserung der Energieeffizienz, Förderung erneuerbarer Energien und Unterstützung der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder. So konnten von 2013 bis heute die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien in Lateinamerika und der Karibik mit deutscher Unterstützung um mehr als 1.000 Megawatt ausgeweitet werden. Außerdem trägt Deutschland in Zentralamerika und dem Andenraum dazu bei, das Potenzial geothermischer Energie in Form von Strom und Abwärme besser nutzbar zu machen.

Frieden, gute Regierungsführung, wirtschaftliche Entwicklung

Lateinamerika gilt inzwischen im internationalen Vergleich als friedliche Region. In der jüngeren Vergangenheit konnten zwischenstaatliche Konflikte weitgehend über internationale Mechanismen moderiert werden. Die deutsche Entwicklungspolitik unterstützt diese Friedensprozesse und leistet Beiträge zur Aussöhnung und Wiedergutmachung. So werden Maßnahmen der Jugendgewaltprävention unterstützt. Außerdem fördert Deutschland unabhängige internationale Kommissionen sowie zivilgesellschaftliche Organisationen zur Aufarbeitung von Straflosigkeit und Korruption in Zentralamerika.

Auch wenn die meisten Länder Lateinamerikas über demokratische Regierungssysteme verfügen, stehen sie weiterhin vor der Herausforderung, alle Gesellschaftsgruppen gleichermaßen an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Die deutsche Entwicklungspolitik unterstützte unter anderem durch Programme zur Staats- und Steuerreform, Dezentralisierung und Bürgerbeteiligung. Außerdem wurden regionale Institutionen und Mechanismen in den Bereichen Konfliktbeilegung, Justizzugang und Menschenrechte gestärkt. Eine Fiskal- und Steuerpolitik, die auf sozialen Ausgleich zielt, ist maßgeblich für den sozialen Frieden und die Stärkung der Demokratie. Für eine langfristige Integration in die Weltmärkte und die Weltpolitik ist es auch notwendig, soziale Sicherungssysteme aufzubauen und zu festigen und den sozialen Dialog zu intensivieren.

Eine besondere Bedeutung kommt auch der Zusammenarbeit zwischen entwicklungspolitischen Akteuren und der Privatwirtschaft zu. Viele der lateinamerikanischen Staaten eignen sich besonders für Public-Private-Partnership-Ansätze (PPP). Im Bereich der Beruflichen Bildung unterstützt Deutschland den Aufbau von Aus- und Fortbildungssystemen und die Eingliederung von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt.

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