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OSZE

Flaggen vor der Wiener Hofburg, dem Sitz des Ständigen Rats der OSZE.

Flaggen vor der Wiener Hofburg, dem Sitz des Ständigen Rats der OSZE., © Thomas Trutschel/photothek.net

12.01.2024 - Artikel

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist die weltweit größte regionale Sicherheitsorganisation.

Die OSZE ist aus der 1975 mit der Schlussakte von Helsinki zu Ende gegangenen Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) hervorgegangen. Die offizielle Umbenennung der KSZE zur OSZE wurde am 1. Januar 1995 wirksam. Sie hat 57 Teilnehmerstaaten von Nordamerika bis nach Zentralasien. Die OSZE beschließt in der Regel nach dem Konsensprinzip. Die Beschlüsse, in denen sich die Staaten auf gemeinsame Werte, Ideen und Ziele verpflichten, sind politisch, nicht aber rechtlich bindend.

Über ihre Teilnehmerstaaten hinaus führt die OSZE Dialoge mit Partnerländern der Mittelmeerregion (Algerien, Ägypten, Israel, Marokko, Tunesien und Jordanien) sowie mit asiatischen Partnerländern (Japan, Südkorea, Thailand, Afghanistan) und Australien. Diese Kooperationspartner nehmen auch an Treffen der OSZE-Gremien teil.

Ziele der OSZE

Ziel der OSZE ist es, die Sicherheit im OSZE-Raum durch Zusammenarbeit und Dialog zwischen den Staaten zu stärken. Dabei stützt sich die OSZE auf einen umfassenden Sicherheitsbegriff, der „drei Dimensionen“ umfasst:

  1. die politisch-militärische Dimension,
  2. die wirtschaftliche und ökologische Dimension, sowie
  3. die menschliche Dimension.

Zu den Kernthemen der OSZE in der ersten Dimension gehören Krisen- und Konfliktmanagement, Rüstungskontrolle, Abrüstung, Sicherheits- und Vertrauensbildung, Terrorismusbekämpfung, Kooperation und Austausch der Polizeibehörden, gemeinsames Grenzmanagement, Bekämpfung von Menschenhandel und Organisierter Kriminalität sowie Engagement für Cybersicherheit. Die wirtschaftliche und ökologische Dimension zielt v.a. darauf ab, wirtschaftliche Sicherheit und Stabilität zu unterstützen, die Zusammenarbeit in Umweltfragen zu stärken, durch den Klimawandel entstehende Risiken zu mindern und die Konnektivität unter den Teilnehmerstaaten zu fördern. Die dritte Dimension umfasst den Schutz der Menschenrechte und die Förderung demokratischer und rechtsstaatlicher Standards. Dimensionsübergreifend befasst sich die OSZE mit Themen wie der Förderung der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit, Geschlechtergerechtigkeit Mediation und Dialog. Durch Themen und Projekte von gemeinsamem Interesse soll es den Teilnehmerstaaten ermöglicht werden, langfristig Vertrauen aufzubauen.

Infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine haben sich auch die Schwerpunkte der OSZE verändert. Priorität genießt seit dem 24.02.2022 die Thematisierung der Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und die Unterstützung der Ukraine in allen drei OSZE-Dimensionen.

Deutschland in der OSZE

Im Jahr 2016 hatte Deutschland zuletzt den jährlich wechselnden Vorsitz der OSZE inne. Schwerpunkte waren die militärische Sicherheit und Vertrauensbildung, Terrorismusbekämpfung, nachhaltige wirtschaftliche Konnektivität sowie Toleranz und Vielfalt. Daneben hat sich Deutschland intensiv um den Ausbau der damaligen Sonderbeobachtungsmission in der Ukraine und die Beilegung der Konflikte um die moldauische Region Transnistrien und im Südkaukasus bemüht. 2024 führt die Republik Malta den OSZE Vorsitz, 2025 folgt Finnland.

Zum laufenden Haushalt der OSZE trägt Deutschland elf Prozent bei und ist somit nach den USA der zweitgrößte Beitragszahler. Daneben unterstützt die Bundesregierung durch zusätzliche freiwillige Beiträge OSZE-Projekte im gesamten OSZE-Raum. Deutsche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in fast allen OSZE-Missionen und Institutionen vertreten. Insgesamt entsendet Deutschland über 40 Expertinnen und Experten in die OSZE. Darüber hinaus beteiligt sich Deutschland regelmäßig an den OSZE-Wahlbeobachtungsmissionen des Büros für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR). Die Personalentsendung erfolgt seit 2002 in Kooperation mit dem Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF).

Die deutschen Interessen in der OSZE werden am Hauptsitz der Organisation in Wien durch die Ständige Vertretung bei der OSZE wahrgenommen.

Inhalte: Drei Dimensionen

  • Die erste Dimension umfasst die sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit innerhalb der OSZE, darunter insbesondere die Vertrauensbildung sowie Krisen- und Konfliktmanagement. Vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen (VSBM) sowie Rüstungskontrolle zielen darauf ab, durch gegenseitige Transparenz, Verifikation und militärische Kooperation sowie die Begrenzung von Waffensystemen das Risiko von Konflikten zu verringern. Grundlagen sind der Vertrag über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE), der Vertrag über den Offenen Himmel (OH) und das Wiener Dokument zur Stärkung von Sicherheit und Vertrauen im OSZE-Raum. Die Themen der politisch-militärischen Sicherheit werden wöchentlich im Forum für Sicherheitskooperation erörtert.

    Russland verletzt mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine in eklatanter Weise die Grundprinzipien des Völkerrechts, so wie sie in der Charta der Vereinten Nationen, der KSZE-Schlussakte und der Charta von Paris verankert sind. In gleicher Weise verstößt Russland fundamental gegen die Zielsetzung des KSE-Vertrags, ein sicheres und stabiles Gleichgewicht der konventionellen Streitkräfte in Europa zu schaffen und die Fähigkeit zu Überraschungsangriffen und groß angelegten Offensivhandlungen zu beseitigen. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sowie dem endgültigen Rücktritt Russlands zum 7.11.2023 verliert die weitere Implementierung des KSE-Vertrags den größten Teil ihres sicherheitspolitischen und rüstungskontrollpolitischen Nutzens. Die Suspendierung des KSE-Vertrags durch die NATO Vertragsstaaten, die auch KSE-Vertragsstaaten sind, stellt daher eine angemessene Reaktion dar. Dennoch bleibt Deutschland dem Ziel einer effektiven konventionellen Rüstungskontrolle in Europa verpflichtet.

    In den weiteren Themenbereichen der ersten Dimension geht es vor allem um die gemeinsame Bekämpfung des Terrorismus, transnationaler organisierter Kriminalität und des Menschenhandels sowie die Zusammenarbeit beim Grenzmanagement und der Cybersicherheit.

    Der Hohe Kommissar für nationale Minderheiten (HKNM) hat eine Frühwarnfunktion, um ethnischen Spannungen und Konflikten im OSZE-Raum rechtzeitig zu begegnen.

  • Die Wirtschafts- und Umweltdimension ist das Forum für Themen wie Klima und Sicherheit, Katastrophenvorsorge, Umweltschutz, Bekämpfung von Umweltkriminalität, die Förderung nachhaltiger Konnektivität in der OSZE-Region, neue Technologien (digitale Transformation), die Bekämpfung von Korruption, Geldwäsche und organisierter Kriminalität, sowie die Verbesserung der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen.
  • Im Rahmen der menschlichen Dimension haben sich die OSZE-Staaten verpflichtet, Menschenrechts- und Demokratienormen einzuhalten Dazu gehören etwa Medienfreiheit, Minderheitenrechte, Toleranz und Nicht-Diskriminierung, Rechtsstaatlichkeit, und demokratische Wahlen. Diese Themen gelten als unverzichtbare Elemente des umfassenden Sicherheitsbegriffs der OSZE. Die Beauftragte für Medienfreiheit beobachtet die Entwicklung der Meinungs- und Medienfreiheit im OSZE-Raum und steht den Teilnehmerstaaten helfend zur Seite bei der Umsetzung entsprechender Verpflichtungen.

Das in Warschau ansässige OSZE-Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) ist eine der wichtigsten regionalen Menschenrechtsinstitutionen. Es fördert demokratische Wahlen, Respekt für Menschenrechte, Toleranz, Nichtdiskriminierung und Rechtsstaatlichkeit. ODIHR führt regelmäßig Wahlbeobachtungen in OSZE-Teilnehmerstaaten durch. Seit der Gründung von ODIHR gab es mehr als 400 solcher Wahlbeobachtungsmissionen. Dabei werden nicht nur die Geschehnisse am Wahltag und die Stimmauszählung unter die Lupe genommen, sondern auch der Wahlkampf, die Medien- und Meinungsfreiheit und die Wahlgesetzgebung. Die Ergebnisse werden der Öffentlichkeit in Berichten zur Verfügung gestellt.

Organe und Institutionen der OSZE

Die OSZE hat vier beschlussfassende Gremien, die auf verschiedenen politischen Ebenen zusammenkommen: Der OSZE-Ministerrat tagt jährlich in dem Land, das aktuell den Vorsitz innehat. So fand der Ministerrat im Dezember 2016 in Hamburg statt, 2023 tagte er in Skopje, der Hauptstadt der Republik Nordmazedonien. 2024 wird er in Valletta, der Hauptstadt der Republik Malta stattfinden. Der Ständige Rat besteht aus den Ständigen Vertretern (Botschafterinnen und Botschaftern) bei der OSZE und tagt wöchentlich. Eine Sonderrolle nimmt das wöchentliche Forum für Sicherheitskooperation mit eigener Beschlusskompetenz in politisch-militärischen Fragen ein. Das letzte OSZE-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs fand 2010 in Astana statt.

In den Gremien sind alle 57 Teilnehmerstaaten gleichberechtigt. Der amtierende Vorsitz trägt die Verantwortung für exekutive Maßnahmen. Unterstützung leisten der vorherige (2023: Republik Nordmazedonien) und der folgende Vorsitz (2025: Finnland), die zusammen mit dem amtierenden Vorsitz (Republik Malta) die sogenannte Troika bilden. Die Vorsitzreihenfolge ist nicht festgelegt.

Die Generalsekretärin der OSZE (seit Dezember 2020 Helga Maria Schmid, Deutschland) unterstützt den Vorsitz und leitet das OSZE-Sekretariat. 2021 betrug der Haushalt der OSZE ca. 138 Millionen Euro, die aus den Beiträgen der 57 Teilnehmerstaaten stammen, und wird seitdem fortgeschrieben.

Der Hohe Kommissar für Nationale Minderheiten mit Sitz in Den Haag soll frühzeitig die Teilnehmerstaaten warnen, wenn ethnische Spannungen und Konflikte im OSZE-Raum zunehmen. Seit Dezember 2020 hat Kairat Abdrakhmanov (Kasachstan) das Amt inne.

In der dritten, der „menschlichen Dimension“ wird die Arbeit der OSZE durch weitere Institutionen unterstützt:

  • Das Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (Office for Democratic Institutions and Human Rights, kurz: ODIHR) ist die größte Institution der OSZE in der Menschlichen Dimension. Sie wird seit Dezember 2020 von Matteo Mecacci (Italien) geleitet. Das Büro organisiert unter anderem Wahlbeobachtungsmissionen im OSZE-Raum. Daneben hilft es den Teilnehmerstaaten beim Aufbau und der Stärkung eines demokratischen Grundgerüstes und fördert Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Nicht-Diskriminierung. Die Einhaltung der Verpflichtungen der menschlichen Dimension wird bei jährlichen Treffen unter Beteiligung der Zivilgesellschaft diskutiert. Das letzte reguläre derartige Treffen („Human Dimension Implementation Meeting“) fand im September 2019 in Warschau statt (2020 und 2021 fanden keine Treffen statt, 2022 und 2023 organisierte der jeweilige OSZE-Vorsitz eine Ersatzkonferenz).
  • Die OSZE-Beauftrage für Medienfreiheit überwacht die Lage der Meinungs- und Medienfreiheit und unterstützt die Teilnehmerstaaten dabei, sie besser einzuhalten. Sie organisiert zudem jährlich regionale Medienkonferenzen, auf denen Journalisten, Vertreter der Zivilgesellschaft und Regierungen über aktuelle Fragen zur Medienfreiheit diskutieren. Das Amt wurde auf deutsche Initiative 1997 geschaffen. Seit Dezember 2020 bekleidet Teresa Ribeiro (Portugal) diese Position.

Beim Ministerrat in Skopje (30.11.-1.12.2023) gelang es, die im Dezember 2023 auslaufende Amtszeit der vier OSZE-Spitzenpositionen - Generalsekretärin, Hoher Kommissar für Nationale Minderheiten, Direktor ODIHR, Beauftragte für Medienfreiheit – per Konsensbeschluss bis September 2024 zu verlängern.

OSZE-Missionen

Um ihre Aufgaben im Bereich Konfliktverhütung und Konfliktnachsorge zu erfüllen, setzt die OSZE Feldmissionen ein. Dadurch sollen die Zusammenarbeit zwischen der OSZE und den Gaststaaten gestärkt und diese bei der Umsetzung ihrer OSZE-Verpflichtungen unterstützt werden. Derzeit ist die OSZE in 14 Teilnehmerstaaten auf Einladung der jeweiligen Regierung vertreten.

Die Feldmissionen und Projektbüros in Osteuropa, auf dem Westbalkan und in Zentralasien berichten regelmäßig an den Ständigen Rat der OSZE. Zu ihren Zielen zählen u.a. die Unterstützung bei der Gewährleistung von Menschen- und Minderheitenrechten, die Hilfe beim Aufbau demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen, die Förderung des Dialoges insbesondere zwischen ethnischen Gruppen, die Schaffung moderner Gesellschafts- und Wirtschaftsordnungen sowie die Hilfestellung bei der Durchführung von Wahlen.

Mehr zu den Feldmissionen der OSZE (engl.)

Die Parlamentarische Versammlung der OSZE

Um den parlamentarischen Austausch zu stärken und die Beteiligung der gewählten Volksvertreterinnen und Volksvertreter an den Aktivitäten der OSZE zu intensivieren, wurde 1991 die Parlamentarische Versammlung ins Leben gerufen. Die Parlamente aller Teilnehmerstaaten entsenden Delegationen in die 323 Mitglieder umfassende Parlamentarische Versammlung. Diese kommt dreimal jährlich zu ihren Sitzungen zusammen. Die Parlamentarische Versammlung der OSZE verfügt über ein eigenes Sekretariat mit Sitz in Kopenhagen. Derzeitige Präsidentin ist Pia Kauma (Finnland). MdB Dr. Daniela de Ridder bekleidet das Amt einer Vizepräsidentin. Die deutsche Delegation in der Parlamentarischen Versammlung wird von MdB Robin Wagener geleitet, stellvertretende Delegationsleiterin ist MdB Renata Alt.

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