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Erklärung der Ministerkonferenz der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA) 2020
Im 75. Jahr der Befreiung der deutschen NS-Konzentrations- und Vernichtungslager sowie anderer Stätten der Verfolgung und des Mordes gedenken wir, die hohen Regierungsvertreter der Mitgliedsländer der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA), der Opfer und Überlebenden des Holocaust (der Shoah), den die Jüdinnen und Juden durchleiden mussten. Wir gedenken ferner der Opfer und Überlebenden des Völkermordes an den Sinti und Roma sowie der anderen Verfolgten. Wir geloben, niemals diejenigen zu vergessen, die den Nazis Widerstand leisteten oder ihre verfolgten Mitmenschen schützten und retteten. Auch heute noch ist die Welt mit Völkermord, Kriegsverbrechen, ethnischen Säuberungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie der fortgesetzten Bedrohung pluralistischer, demokratischer und integrativer Gesellschaften konfrontiert.
Wir, die Mitgliedsländer der IHRA, erleben nun mit Trauer, wie die Generation der Überlebenden abtritt, und
- bekräftigen, dass wir unbeirrt an der Erklärung des Stockholmer Internationalen Forums (2000), dem Gründungsdokument der IHRA, festhalten;
- geloben den Opfern und Überlebenden, sie niemals dem Vergessen preiszugeben und ihr Vermächtnis stets zu bewahren;
- betonen, dass es nicht nur den Regierungen, sondern den Gesellschaften insgesamt obliegt, die Erinnerung an die sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocaust wach zu halten;
- erinnern an den Völkermord an den Sinti und Roma. Wir räumen mit Sorge ein, dass die mangelnde Anerkennung dieses Völkermordes zu den Vorurteilen und zur Diskriminierung beigetragen hat, unter denen viele Sinti und Roma heute noch leiden;
- halten all jene in Ehren, die den Nazis getrotzt haben, insbesondere die Gerechten unter den Völkern und andere, die Gefährdete geschützt oder zu retten versucht haben. Ihr selbstloser Mut sollte uns alle motivieren, die Menschenwürde jedes einzelnen zu verteidigen;
- bringen zum Ausdruck, dass wir über den wachsenden Antisemitismus zutiefst besorgt sind;
- nehmen unsere Verantwortung als Regierungen an, weiter zusammenzuarbeiten, um die Leugnung und Verfälschung des Holocaust, den Antisemitismus sowie alle Formen von Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen, die die wesentlichen Grundsätze der Demokratie untergraben. Um diese Ziele zu erreichen, werden wir mit Fachleuten, der Zivilgesellschaft und unseren internationalen Partnern eng zusammenarbeiten;
- setzen uns an die Spitze der Bemühungen darum, Aufklärung, Erinnerung und Forschung im Bereich des Holocaust und des Völkermordes an den Sinti und Roma zu fördern, um dem Einfluss von Geschichtsverfälschung, Hetze und Aufwiegelung zu Gewalt und Hass entgegenzuwirken;
- sichern die historische Dokumentation des Holocaust, des Völkermordes an den Sinti und Roma und der Verfolgung anderer Opfer durch das nationalsozialistische Deutschland sowie durch diejenigen faschistischen und extrem nationalistischen Partner und anderen Mittäter, die sich an diesen Verbrechen beteiligten;
- unterstreichen, wie wichtig es ist, Archivmaterial, Zeugenaussagen und authentische Stätten für Aufklärungs-, Erinnerungs- und Forschungszwecke ausfindig und zugänglich zu machen und zu erhalten;
- regen alle Länder und Gesellschaften dazu an, sich ihrer jeweiligen Geschichte zu stellen, indem sie offen und wahrheitsgemäß das historische Erbe aufarbeiten;
- loben die Bemühungen von Regierungen und Zivilgesellschaft, die Erinnerung an den Holocaust wach zu halten und ihre bewährten Praktiken auszutauschen;
- erkennen an, dass es für die Verhinderung von Völkermord und massenhaften Gräueltaten von grundlegender Bedeutung ist, die Einzigartigkeit des Holocaust zu verstehen. Die Kompetenz der IHRA ist für ein geschichtsbewusstes politisches Handeln und den Umgang mit gegenwärtigen Herausforderungen maßgeblich.
- In dem festen Willen, derer zu gedenken, die gelitten haben, und nach einer besseren Zukunft zu streben, rufen wir die internationale Gemeinschaft auf, unsere Zukunftsvorstellung mitzutragen:
- Eine Welt, die sich an den Holocaust erinnert.
- Eine Welt ohne Völkermord.
In der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken haben sich Regierungen sowie Expertinnen und Experten zusammengeschlossen, um Aufklärung, Erinnerung und Forschung im Bereich des Holocaust weltweit zu fördern und zu unterstützen.