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Grußwort von Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik Michelle Müntefering anlässlich der Anerkennung des Geoparks Inselsberg - Drei Gleichen (THÜ) als UNESCO Global Geopark

19.07.2021 - Rede

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: Aber einer der großen Helden meiner Kindheit war Littlefoot, der kleine Brontosaurier aus Steven Spielbergs „In Einem Land vor unserer Zeit“.

Wie viele andere - Jungen und Mädchen - war ich fasziniert von Dinosauriern. Sie machten für mich die Geschichte unseres Planeten greifbar, die Geschichten über Dinosaurier waren wie eine Zeitkapsel in die Vergangenheit.

Wo ihre Knochen gefunden wurden, erzählt der Boden Schicht für Schicht, fast wie die Ringe eines Baums, von der Vergangenheit. Die Erde, auf der wir stehen, ist wie ein Geschichtsbuch unter unseren Füßen.

Hier am Bromacker stehen wir auf einem dicken und sehr spannenden Kapitel - denn hier wurden über 40 Skelette von frühen Dinosauriern gefunden. Und wie faszinierend: Sie zeigen eine verblüffende Ähnlichkeit mit Artgenossen, die zur selben Zeit im Gebiet der heutigen USA lebten.

Klar, die heutigen Kontinente existierten damals noch nicht. Es gab nur einen gemeinsamen Urkontinent Pangäa, auf dem sich alle Landtiere frei bewegen konnten. Was für eine Vorstellung in der heutigen Zeit!

Das alles und noch viel mehr erzählt der „Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen“. Er gibt uns die Möglichkeit, die Evolution des Lebens und vergangener Ökosysteme zu verstehen. Er stellt Zusammenhänge zu unserer heutigen Landschaft, zur Tier- und Pflanzenwelt und natürlich auch zum Klima her. Er lässt uns die Kulturgeschichte der Region begreifen.

Und damit hilft er uns auch, wenn wir klug genug sind, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Denn: Die großen Aufgaben unserer Zeit, sie liegen nicht in ferner Zukunft, sondern sie fordern uns heute zum Handeln auf. Es reicht nicht, zu verstehen. Wir müssen auch unserer Verantwortung für die Menschheit auf unserem Planeten gerecht werden. Die Bundeskanzlerin sagte, es gäbe keine Worte für die Ausmaße der Flutkatastrophe, und es stimmt. Heute trauern wir, nehmen Anteil. Und wir können und müssen helfen, wo es geht. Gleichzeitig aber müssen wir auch endlich etwas besser machen.

Meine Damen und Herren!

Die Geoparks sind wirklich besonders. Sie bilden ein Netzwerk von 169 Regionen in 44 Ländern. Sie stehen für grenzüberschreitenden Austausch und wissenschaftliche Kooperation. Die Arbeit, die Sie hier in Thüringen leisten, wird ausstrahlen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus.

Eine solche Vernetzung ist heute wichtiger denn je. Wir stehen vor existenziellen Aufgaben, die wir nur als globale Gemeinschaft bewältigen können.

Die Geoparks zeigen, wie internationale Kulturarbeit dazu beitragen kann, die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 durch internationale Kooperation mit Leben zu füllen. Und sie zeigen, wie wichtig die multilaterale Zusammenarbeit ist, für die die UNESCO steht.

Mit der Wahl des neuen US-Präsidenten hat der Multilateralismus wieder Rückenwind bekommen. Aber immer noch wollen viele lieber Mauern als Brücken bauen. Wer sich aber einmauert, der verbaut auch unsere gemeinsame Zukunft.

Deshalb ist es unser Ziel als Auswärtiges Amt, die UNESCO zu stärken. Und deshalb unterstützen wir die Umsetzung und Entwicklung des Geopark-Programms, sowohl in Deutschland als auch am UNESCO-Hauptsitz in Paris.

Im Jahr 2016 haben wir das deutsche Nationalkomitee für UNESCO Geoparks in Deutschland eingerichtet. Dem Kulturweit-Programm, dem Freiwilligendienst der UNESCO, haben wir das Naturweit-Programm zugefügt - und damit haben wir auch eine Möglichkeit für junge Menschen geschaffen, sich weltweit in UNESCO-Biosphärenreservaten, Naturerbestätten und Geoparks für den Naturerhalt zu engagieren.

Auch das ein wichtiger Schritt, das Thema Nachhaltigkeit konsequent in unserer Internationalen Kulturpolitik zu verankern. Und dass sich junge Menschen dafür besonders einsetzen, das sollte uns allen Hoffnung geben. Denn wenn wir heute über Nachhaltigkeit sprechen, dann müssen wir sehen: Nachhaltigkeit herzustellen, also nicht mehr zu verbrauchen, als nachwachsen kann - das reicht heute eben nicht mehr aus. Wir müssen mehr tun. Build back better - dieses Motto muss unser Handeln bestimmen.

Verehrte Damen und Herren,

Die UNESCO-Auszeichnung für den Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen ist die erste Auszeichnung eines deutschen Geoparks nach der Neuaufstellung des Geopark-Programms im Jahr 2015. Dazu kann man Ihnen hier nur gratulieren. Das ist wahrlich ein toller Erfolg!

Denn vor allem ist es ein Gütesiegel für die fantastische Arbeit, die Sie hier machen.

Deshalb gilt mein besonderer Glückwunsch vor allem Ihnen: den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern!

Ich bin sicher: Die ganze Region wird von dieser Auszeichnung profitieren. Denn auch das gehört zu den großen Stärken der Geoparks: Sie fördern die internationale Vernetzung, wirken aber auch lokal vor Ort, zum Beispiel durch die Förderung von nachhaltigem Tourismus, der Vermarktung regionaler Produkte oder auch durch nachhaltige Bildungsangebote.

Und nach der Einstellung des Bergbaus ist die Auszeichnung des Geoparks für die Region hier auch ein ganz wichtiges Zeichen für die Zukunft. Als Kind des Ruhrgebiets weiß ich: Kultur insgesamt kann viel dazu beitragen, den Strukturwandel zu gestalten.

Verehrte Damen und Herren,

der Urkontinent Pangäa existierte bis vor 150 Mio. Jahren, dann zerfiel er in die heutigen Kontinente. Heute entsteht durch die Globalisierung und die Digitalisierung ein neues Pangäa, denn geographische Grenzen verlieren zunehmend ihre Bedeutung.

Das bedeutet auch: Verantwortung für uns alle!

Wir haben nur diese eine Welt. Nur durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit werden wir sie erhalten. Dafür steht unsere internationale Kulturpolitik. Und dafür steht Ihre Arbeit hier vor Ort! Deshalb: Es ist schön, Sie heute all hier persönlich zu sehen zu solch einem Anlass.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre weitere Arbeit! Glückauf!

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