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Rede von Außenministerin Annalena Baerbock beim Vorbereitungstreffen für den Zukunftsgipfel am Rande der UN-Generalversammlung in New York
In den vergangenen dreißig Jahren haben sich mehr als eine Milliarde Menschen aus extremer Armut befreit.
Die Kindersterblichkeit ist deutlich gesunken.
Die weltweite Alphabetisierung ist von 70 Prozent vor 50 Jahren auf aktuell nahezu 90 Prozent gestiegen.
Das zeigt: Wir können bemerkenswerte Ziele erreichen – wenn wir unsere Kräfte bündeln.
Seit 1945 sind die Vereinten Nationen Motor für Fortschritt und Frieden.
Aber ist es offenkundig, dass die Vereinten Nationen modernisiert werden müssen, damit sie weiterhin ihren Auftrag für künftige Generationen erfüllen können.
Heute haben wir uns hier genau zu diesem Zweck versammelt: um die Zukunft unserer Vereinten Nationen und unserer internationalen Gemeinschaft in den Blick zu nehmen.
Ich möchte meiner Kollegin aus Namibia aufrichtig danken: Außenministerin Netumbo Nandi-Ndaitwah, ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Partnerschaft – nicht nur als Ko-Verhandlungsführerin.
Und ich bin mir der Gräueltaten und Traumata bewusst, die die Menschen in Namibia durch mein Land Deutschland während der Kolonialzeit erlitten haben.
Wir lernen aus unserer Vergangenheit und wir gestalten gemeinsam unsere Zukunft. Nur so – davon sind wir beide überzeugt – können wir in einer internationalen, friedlichen Welt handeln.
Denn kein einziges Land in der Welt kann auf die großen Fragen unserer Zeit allein Antworten finden – von der Klimakrise an erster Stelle über Ungleichheit und Digitale Governance bis hin zu Frauenrechten.
Auf dem Zukunftsgipfel im kommenden Jahr haben wir die Gelegenheit, bei diesen Themen voranzukommen.
Für uns als Ko-Verhandlungsführerinnen war es in diesem Prozess wichtig, zuzuhören und über jede Stimme – ob laut oder leise – nachzudenken, um Konsens zu schaffen.
Darüber hinaus sind aus meiner Sicht zwei Dinge für den weiteren Prozess wesentlich:
Erstens muss der Zukunftsgipfel die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung fördern.
Aktuell sind Fortschritte bei der Hälfte der 169 Zielvorgaben im Rahmen der SDG einfach ungenügend.
Wir – insbesondere die Industrieländer – müssen hier mehr tun.
Zweitens müssen wir die Vereinten Nationen und unsere internationalen Institutionen reformieren – wie der Generalsekretär in seiner bemerkenswerten Rede zu Beginn dieser UN-Generalversammlung deutlich gemacht hat.
Man bedenke: Mehr als drei Viertel der heutigen Staaten waren nicht dabei, als die Weltbank und der Internationale Währungsfonds gegründet wurden.
Aber wir brauchen Institutionen, die die heutige Realität abbilden – damit wir die heutige Realität gestalten können.
Das sind keine leichten Aufgaben.
Aber: „Es ist an der Zeit, groß zu denken.“
So hat es Generalsekretär Guterres formuliert.
Ich stimme ihm zu. Und dafür sind wir heute hier:
Um groß zu denken – nicht allein, sondern gemeinsam.