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Menschenrechtsbeauftragte Amtsberg aus Anlass der Anhörung Deutschlands vor der universellen periodischen Staatenüberprüfung des UN-Menschenrechtsrats in Genf
Anlässlich ihrer Teilnahme an der universellen Staatenüberprüfung Deutschlands durch den UN-Menschenrechtsrat (Universal Periodic Review, UPR) erklärte die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Luise Amtsberg, am 08.11.2023 vor ihrer Abreise nach Genf:
Nur mit einem ehrlichen Blick nach innen können wir weltweit glaubwürdig für eine menschenrechtsbasierte und wertegeleitete Außenpolitik einstehen. Deshalb stellen wir uns morgen im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen den Fragen und Empfehlungen der internationalen Staatengemeinschaft zur Menschenrechtslage in Deutschland. Die Bundesregierung wird ihre Fortschritte der letzten fünf Jahre vorstellen und neue Anregungen der Mitgliedsstaaten zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Menschenrechtsschutzes in Deutschland sammeln.
Dabei ist klar: In Deutschland stehen wir weiterhin vor menschenrechtspolitischen Herausforderungen. Diese gilt es ehrlich zu benennen und entschieden anzugehen.
So sind Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus Realität in Deutschland. Es schmerzt, dass in den Tagen nach dem schrecklichen terroristischen Angriff der Hamas auf Israel, antisemitische Straftaten in Deutschland in kürzester Zeit ein erschreckendes Ausmaß angenommen haben. Ein besorgniserregender Zustand, der uns noch drastischer vor Augen führt, wie notwendig es ist, sich entschieden gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit einzusetzen. Von staatlichen Institutionen bis hin zu Alltagsdiskriminierung wollen wir bestehende Strukturen verstärkt auf den Prüfstand stellen.
Auch das Ziel von Geschlechtergerechtigkeit ist in vielen Lebensbereichen noch lange nicht erreicht. Missstände reichen von Barrieren im Hilfesystem für Betroffene von häuslicher Gewalt bis dahin, dass viele Frauen in unserem Land für dieselbe Arbeit noch immer nicht gleich entlohnt werden.
Seit Jahren diskutieren wir in Deutschland und Europa über Migration. Angesichts des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, weltweit zunehmender Konflikte und Kriege, der eskalierenden Klimakrise und der damit verbundenen Flucht von Menschen, stehen Bund, Länder und Kommunen vor großen Herausforderungen. Die Menschenrechte fest im Blick, ringen wir hart um die Verbesserung der Lebensumstände für schutzsuchende Menschen.
Das sind nur einige Beispiele zu denen wir in den Austausch treten. Dabei wollen wir von anderen Mitgliedsstaaten lernen und ihnen genau zuhören, wie sie die Menschenrechtslage und den Schutz universeller Rechte in Deutschland bewerten und wie sie verbessert werden können.
Dabei sind wir überzeugt, dass Deutschland bereits ein beachtliches Schutzniveau für Menschenrechte vorweisen kann. Dennoch ist es mir wichtig, vor dem Menschenrechtsrat in Genf zu betonen, dass kein Staat und keine Institution über eine kritische und regelmäßige Überprüfung erhaben ist. Diesen Gedanken der internationalen Zusammenarbeit gilt es im 75. Jubiläumsjahr der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie im 50. Mitgliedsjahr Deutschlands in den Vereinten Nationen zu betonen.
Hintergrund:
Deutschland befindet sich im vierten Zyklus der allgemeinen, regelmäßigen Staatenüberprüfung und stellt am 09.11.2023 seinen Staatenbericht im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen in Genf vor. An der Erstellung des Berichts war die gesamte Bundesregierung beteiligt. Auch die kritische deutsche Zivilgesellschaft leistete einen wichtigen Beitrag zu dem Verfahren.
Die Beauftragte für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe leitet die Delegation aus verschiedenen Ressorts in Genf, an der Vertreterinnen und Vertreter aus dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Bundesministerium für Gesundheit, dem Bundesministerium des Innern und für Heimat, dem Bundesministerium der Justiz, dem Bundesministerium der Verteidigung sowie des Beauftragten der Bundesregierung gegen Antiziganismus und für das Leben der Sinti und Roma in Deutschland sowie das Büro des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie der Kultusministerkonferenz – Ausdruck unserer föderalen Verfassung – teilnehmen. Im Rahmen der Delegationsreise trifft die Beauftragte auch Organisationen der internationalen und deutschen Zivilgesellschaft sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestags, die sich anlässlich des Staatenüberprüfungsverfahrens in Genf befinden.
Der Dialog wird als Livestream im Internet übertragen.
Mehr zum UPR-Verfahren für Deutschland und den deutschen Staatenbericht finden Sie auf der Webseite des Auswärtigen Amts .