Mit den Gedanken an ihre Liebsten schlafen die Familien der verbliebenen Geiseln abends ein und wachen morgens auf. Jeden Tag. Aber der Albtraum der Menschen im Nahen Osten nimmt kein Ende. Es ist entsetzlich, dass sechs weitere Geiseln in Gefangenschaft ermordet wurden. Die Terroristen der Hamas schrecken vor keiner noch so grauenhaften Tat zurück. Deshalb müssen weiter, so schwer es auch ist, alle Anstrengungen auf einen humanitären Waffenstillstand gerichtet sein, der zur Befreiung der Geiseln führt. Und der das Sterben beendet. Denn es gibt weder für Gaza noch die Lage im Westjordanland eine militärische Lösung.

Im Westjordanland droht eine Eskalation der Gewalt. Terror bekämpft man nicht, in dem Straßen aufgerissen, Wasserleitungen zerstört und Zufahrten zu Krankenhäusern blockiert werden. Nichts ist gewonnen, wenn sich jetzt eine neue, junge Generation radikalisiert, weil sie der Zerstörung vor ihrer Haustür zuschauen muss. Die Palästinenser haben ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung sind die einzige Option für dauerhaften Frieden. Nur so wird der Terrorismus dauerhaft zu bekämpfen sein. Diejenigen Mitglieder der israelischen Regierung, die die Zweistaatenlösung in Wort und Tat in Frage stellen, gefährden die langfristige Sicherheit Israels.

In den letzten Bundesländern gehen dieser Tage die Sommerferien zu Ende. In Gaza ist an normalen Schulunterricht nicht zu denken. Dass wir zusammen mit den Vereinten Nationen nun die Impfkampagne gegen Polio möglich machen konnten, ist ein Lichtblick in düsterer Zeit. Jede einzelne Kanüle bringt ein Stück Hoffnung nach Gaza zurück. Jede Impfdosis zeigt, dass Menschlichkeit unteilbar ist. Damit endlich mehr Hilfe nach Gaza kommt, muss der von den USA vorgeschlagene Biden-Plan jetzt endlich angenommen werden.