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ArcHerNet - Archaeological Heritage Network: Ein Netzwerk zum Erhalt des kulturellen Erbes
Die Herausforderung
Die Zerstörung des kulturellen Erbes hat vielfältige Ursachen. Krieg, Vandalismus, Raubgrabungen und Plünderungen gehören zu den von Menschen verursachten Zerstörungen – ebenso wie die Schädigung und Vernichtung ganzer Kulturlandschaften durch Infrastrukturmaßnahmen und Ressourcenabbau. Aber auch Umweltfaktoren wie Wind, Niederschläge und Überschwemmungen bedrohen im Laufe der Zeit archäologische Denkmäler in ihrer Substanz. Die Bilder der Zerstörung des kulturellen Erbes in Syrien, im Irak und im Jemen dominieren derzeit die Berichterstattung. Sie haben der Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass der Aufbau eines Kompetenz-Netzwerks zum Erhalt des kulturellen Erbes unverzichtbar ist.
Die Kompetenzen
Deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen besitzen eine Fülle von Kompetenzen im Bereich des archäologischen Kulturerhalts. Sie werden in über 100 Studiengängen vermittelt. Sie umfassen sowohl ein breites Spektrum archäologischer Forschung wie auch Architektur, historische Bauforschung und Denkmalpflege. Auch Methoden der Schadenserfassung sowie Restaurierung und Konservierung gehören dazu, ebenso wie Site Management und nicht zuletzt die inhaltliche Erschließung und Vermittlung an Besucher. In vielen Ländern, die bedeutende Denkmäler und Welterbestätten beherbergen, ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Dieses multidisziplinäre wissenschaftliche Angebot, das Theorie und Praxis miteinander verbindet, besitzt eine große internationale Ausstrahlung und zieht daher zahlreiche Studierwillige, aber auch Gastforscher, aus allen Ländern der Welt an.
Die Beschäftigungsmöglichkeiten für Absolventen dieser Studiengänge sind vielfältig. Zum einen sind sie als Experten gefragt in zahlreichen nationalen und internationalen wissenschaftlichen und kulturellen Einrichtungen wie Hochschulen und Museen. Zum anderen bietet der wirtschaftliche Sektor attraktive Angebote in spezialisierten Architekturbüros und Restaurierungsfirmen bis hin zu Positionen in der Tourismusbranche.
Diese Angebote und Kompetenzen sind aufgrund der föderalen Struktur des deutschen Bildungssystems jeweils auf Länderebene angesiedelt. Daher existiert derzeit keine Struktur oder Einrichtung, die auf Bundesebene organisierte Projekte des internationalen Kulturerhalts durchführt. Demgegenüber nehmen die Anfragen nach einer internationalen Zusammenarbeit mit deutschen Experten massiv zu.
Das Netzwerk
Das Expertennetzwerk „Archaeological Heritage Network“ ist keine neue Institution. Vielmehr geht es darum, bereits vorhandene Kompetenzen zu bündeln und so die notwendigen Synergieeffekte zu schaffen. Die immer komplexer werdenden multilateralen Projekte erfordern gemeinsame Anstrengungen, auch wenn es gilt, auf internationaler Ebene erfolgreich Mittel einzuwerben und die Sichtbarkeit des deutschen Engagements zu steigern.
Nicht zuletzt angesichts der aktuellen Lage in den Krisenregionen des Nahen Ostens gewinnt das Thema Kulturerhalt täglich an Bedeutung. Dabei geht es nicht nur darum, unschätzbare Denkmäler zu erhalten, zu sichern und zu restaurieren, sondern auch darum, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen wirtschaftliche Impulse zu setzen und so zur Stabilisierung in den Gast- und Partnerländern beizutragen.
Die Diskurse über nationale und kulturelle Identitäten werden in einer rasch sich verändernden Welt komplizierter und mit ihnen die Entscheidungen darüber, welche Herangehensweise gewählt und welche Prioritäten beim Erhalt des kulturellen Erbes gesetzt werden sollen.
Deutschland besitzt aufgrund seiner historischen Erfahrungen besondere Expertise in der Behandlung dieser Fragen, eine Expertise, die zunehmend nachgefragt wird.
Zahlreiche Fachleute der einschlägigen internationalen Netzwerke versprechen sich von einem starken deutschen „Archaeological Heritage Network“ einen positiven Einfluss auf die Entwicklung profunder Konzepte im Kulturerhalt – was umgekehrt positive Rückkopplungseffekte auf Forschung, Lehre und Ausbildung in Deutschland haben würde. Vor diesem Hintergrund ist es unverzichtbar, den Ausbau dieser Kompetenzen voranzutreiben. Nur so kann die Basis für eine erfolgreiche Kulturerhaltarbeit im Ausland gewährleistet werden.
Die Verbindung von innovativer Forschung, nachhaltiger Ausbildung, praxisorientierter Arbeit und die Stärkung wirtschaftlichen Potentials zur Stabilisierung in Gast- und Partnerländern wird darüber hinaus langfristig zu einer erhöhten Akzeptanz der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik beitragen.
Das erste Projekt
Das „Archaeological Heritage Network“ hat sich in seiner konstituierenden Sitzung 2015 auf ein erstes gemeinsames Projekt geeinigt. Das Projekt „Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“ bietet Plattform und Rahmen, um syrische Fachleute, Studierende und zukünftige Entscheidungsträger zusammenzubringen und in den Bereichen Architektur, Archäologie, Denkmalpflege, Bauforschung und Stadtplanung sowie im Handwerk in Deutschland und Ländern der Region aus- und weiterzubilden. Ziel ist, sie dabei zu unterstützen, die Zukunft ihres Landes planen und gestalten zu können.
Gründungsmitglieder des „Archaeological Heritage Network“:
- Baudenkmalausschuss des Deutschen Archäologischen Instituts
- Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg – BTU
- Deutsche Stiftung Denkmalschutz – DSD
- Deutsche UNESCO-Kommission – DUK
- Deutscher Akademischer Austauschdienst – DAAD
- Deutsches Archäologisches Institut – DAI
- Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz – DNK
- Deutsches Nationalkomitee von ICOMOS
- Gerda Henkel Stiftung
- Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – GIZ
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin – HTW
- Koldewey-Gesellschaft (Vereinigung für baugeschichtliche Forschung e. V.)
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – RWTH
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz – RGZM
- Stiftung Preußischer Kulturbesitz – SPK
- Verband der Landesarchäologen – VLA
- Verein der „Freunde der Altstadt von Aleppo“
- Vereinigung der Landesdenkmalpfleger – VdL