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Klimakrise und Stabilisierung im Sahel – Reise von Außenministerin Baerbock nach Mali und Niger
Landwirtschaftsprojekt für nachhaltigen, wasserarmen Anbau in der Flüchtingssiedlung in Ouallam, © UNHCR Niger
Klimawandel und terroristische Gefahren – das klingt auf den ersten Blick nach zwei großen außenpolitischen Themen, die nicht miteinander verbunden sind. In der Sahel-Region kommt beides zusammen, mit dramatischen Konsequenzen.
Außenministerin Baerbock ist gestern im Rahmen ihrer Reise nach Mali und Niger in Niamey eingetroffen. Die Außenministerin will sich in der Sahel-Region ein umfassendes Bild der Lage vor Ort machen – sowohl mit Blick auf laufende europäische und internationale Militärmissionen, an denen Deutschland beteiligt ist, als auch zu den drängenden globalen Themen Ernährungssicherheit und die Klimakrise.
Bei ihrer Rede vor Studierenden der Abdou Moumouni Universität in Niamey gestern, erklärte sie:
Die Tatsache, dass in der Ukraine, in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, in Europa ein furchtbarer Krieg tobt, darf und wird nicht dazu führen, dass wir uns von den anderen Krisen dieser Welt abwenden. Das Gegenteil ist für mich der Fall. Denn es ist doch genau die Folge von Russlands Krieg, wenn nicht gar die Strategie, die Not in den ärmsten Ländern der Welt durch Lieferausfälle oder Lieferstopps von Nahrungsmitteln weiter anzuheizen. Deswegen rufe ich unsere internationalen Partner dringend auf, die weltweite Ernährungskrise jetzt entschieden und gemeinsam anzugehen. […] Wir haben daher mit den G7, wo Deutschland gerade den Vorsitz hat, also mit der Gruppe der stärksten Industrienationen weltweit, vereinbart, dass 430 Mio. Euro für die Ernährungssicherheit zur Verfügung gestellt werden, um die Folgen dieses Krieges in anderen Ländern der Welt abzufedern, vor allem in Afrika und im Nahen Osten.
Die Sahel-Region leidet massiv unter den Folgen der Klimakrise und bekommt gegenwärtig zudem die erheblichen Preissteigerungen für Lebensmittel zu spüren, die der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine ausgelöst hat, einem der wichtigsten Getreideanbaugebiete der Welt. Im Mai dieses Jahres stehen nicht nur die Verlängerungen der Bundeswehrmandate für die EU-Ausbildungsmission EUTM in Mali und die im Norden des Landes befindliche UN-Stabilisierungsmission MINUSMA zur Debatte.
Vor ihrer Abreise hatte Außenministerin Baerbock erklärt:
Bei meinen Besuchen in Mali und Niger will ich mir durch Gespräche mit Regierungsvertretern und vor allem auch durch den Austausch mit der Bevölkerung jenseits der Hauptstädte und Regierungssitze ein genaues Bild von der Lage machen, davon, wie wir die vielzähligen Herausforderungen, mit denen die Menschen in der Sahelregion tagtäglich konfrontiert sind und die ihr Leben massiv beeinträchtigen, am besten gemeinsam angehen können. Der regionale Blick ist mir besonders wichtig, weil weder die Klimakrise noch Hungersnöte oder terroristische Gruppierungen an Schlagbäumen Halt machen.
Neben den Folgen der Klimakrise durch Dürren und Überflutungen und der daraus resultierenden Ernährungsmittelknappheit leiden die Menschen in der Sahel-Region darunter, dass staatliche Strukturen entweder gar nicht existieren oder aber instabil und nicht verlässlich sind. Weite Teile des Sahel sind faktisch ohne staatliche Kontrolle. Banden und terroristische Bewegungen nutzen dieses Vakuum und finden auch immer wieder Zulauf durch Menschen, die den Kampf um die knappen Ressourcen vor Ort verloren gegeben haben.
Um diesem Phänomen entgegenzuwirken und um auf eine Stabilisierung der Region hinzuwirken, engagiert sich Deutschland seit Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit, in der Humanitären Hilfe und durch personelle und finanzielle Beiträge zu militärischen und zivilen Missionen. Zudem unterstützt Deutschland zum Beispiel in den Grenzregionen Nigers Stabilisierungsprojekte. Dabei arbeiten militärische Kräfte, Verwaltung und Polizei sowie Entwicklungsorganisationen Hand in Hand, um Gegenden nicht nur zu sichern, sondern auch im gleichen Zuge mit nachhaltigeren Perspektiven und Einkommensmöglichkeiten für die Menschen auszustatten. Ziel dabei ist es, durch das koordinierte und gemeinsame Vorgehen terroristischen Gruppierungen den Nährboden zu entziehen und damit auch gegen Menschenhandel und illegale Migration vorzugehen.