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Mongolei: Konservierung der „Großen Halle“ von Karakorum

07.04.2016 - Artikel

Das Auswärtige Amt unterstützt die nachhaltige Sicherung eines monumentalen buddhistischen Tempels in der altmongolischen Hauptstadt Karakorum.

Als Herzstück nomadischer Großreiche wie dem der Mongolen und Uiguren kann das Orchon Tal in der Mongolei auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Mit der Benennung zur UNESCO Welterbestätte 2004 findet die Einzigartigkeit der Kulturlandschaft weltweit Anerkennung. Dank der Unterstützung im Rahmen des Kulturerhalt-Programmes des Auswärtigen Amts konnte nun der archäologische Befund eines monumentalen buddhistischen Tempels in der altmongolischen Hauptstadt Karakorum nachhaltig gesichert werden. Im Rahmen eines „offenen Museums“ wird die Geschichte dort vor Ort erfahrbar.

Übersicht über die Grabung.
Übersicht über die Grabung © DAI

Als Palastlager vom legendären Dschingis Khan gewählt, wurde Karakorum mit dem festen Ausbau unter seinem Nachfolger Ögedei ab 1235 zur Hauptstadt des gewaltigen mongolischen Reiches. Ihr Ruf als kosmopolitisches Handels- und Handwerkszentrum, das verschiedenste Kulturen und Religionen beherbergte, reichte bis nach Europa.

Während das im 16. Jahrhundert südlich der Stadt gegründete buddhistische Kloster Erdene Zuu ein beliebtes Touristenziel darstellt, sind die unter dem Steppenrelief verborgenen Ruinen der einstigen Hauptstadt kaum erschlossen. Seit dem Jahr 1998 widmet sich eine deutsch-mongolische Forschungskooperation unter Beteiligung der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen (Deutsches Archäologisches Institut) und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften der archäologischen Untersuchung Karakorums.

Die Große Halle von Karakorum: Ausschnitt aus der digitalen Rekonstruktion.
Die Große Halle von Karakorum: Ausschnitt aus der digitalen Rekonstruktion © artefacts Berlin

Zwischen 2000 und 2004 wurde im Rahmen dieser Arbeiten ein 40 x 40 m großes Podium im Südwesten der Stadt vollständig freigelegt. Auf diesem erhob sich ehemals eine imposante Tempelhalle, die innen von 64 Säulen und einem zentralen Stupa gegliedert wurde. Die einem Mandala ähnliche Gestaltung des Innenraums weist eindeutig auf tibetische Einflüsse hin, wohingegen sich die aufgehende Wandkonstruktion sehr wahrscheinlich an chinesischen Vorbildern orientierte. Auch in der Einzelarchitektur spiegelt sich somit die große kulturelle Toleranz der mongolischen Khane wieder.

Sicherung und touristische Erschließung der „Großen Halle“

Abschließende Arbeiten an der Podiumsmauer.
Abschließende Arbeiten an der Podiumsmauer © DAI

Während Grabungen und wissenschaftliche Auswertung mittlerweile zu großen Teilen abgeschlossen sind, konnte der Befund vor Ort nur behelfsmäßig gesichert werden. Nicht nur Erosionserscheinungen, sondern auch Raubgrabungen auf der Podiumsoberfläche machten eine nachhaltigere Sicherung der Bausubstanz unerlässlich. Mit rund 300.000 Euro hat sich das Auswärtige Amt seit Beginn des Projektes für die Konservierung und Restaurierung der „Großen Halle von Karakorum“ engagiert. Weitere Förderer sind die Gerda Henkel Stiftung, das Deutsche Archäologische Institut sowie das Mongolische Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus.

Wiederherstellung der Ziegelmauer mit handgefertigten Ziegeln

Die Arbeiten vor Ort beinhalteten die Wiederherstellung der Ziegelmauer, die das Stampflehmpodium umgab. Um hierbei einen Eindruck des einstigen Erscheinungsbildes vermitteln zu können, wurden die Ziegel in einem Ofentypus des 13. Jahrhunderts gebrannt. Mittlerweile verkleiden die rund 30.000 handgefertigten Ziegel das Tempelpodium, kleine Fenster in der Mauer erlauben einen Blick auf die erhaltene originale Bausubstanz.

Über Treppenanlagen ist die Podiumsoberfläche ebenfalls zugänglich, wo die durch Stahlrahmen geschützten Granitsäulenbasen immer noch sichtbar sind.

Neu errichtete Informationstafeln.
Neu errichtete Informationstafeln © DAI

Eine wesentliche Komponente in der touristischen Erschließung der „Großen Halle“ war auch die Einrichtung eines Informationssystems. Tafeln am Baubefund selbst und ein digitales Modell der Halle im nahe gelegenen Kharakhorum Museum bieten dem interessierten Besucher Informationen über die Stadt und den buddhistischen Tempel, insbesondere über Bauabläufe und Rekonstruktion der ursprünglichen aufgehenden Konstruktion.

Feierliche Eröffnung durch Bundespräsident Gauck

Als Hauptstadt des von Dschingis Khan gegründeten Mongolenreiches nimmt Karakorum auch heute noch einen wichtigen Stellenwert in der nationalen Identität ein. Mit der feierlichen Eröffnung der Tempelplattform im Rahmen des Staatsbesuches von Bundespräsident Gauck in der Mongolei können seit Oktober 2015 Episoden der bewegten mongolischen Vergangenheit wieder für ein breites Publikum vor Ort greifbar gemacht werden.

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